Leaky-Gut-Syndrom Teil 2, Allergie und Nährstoffmangel

16.10.2023

Im ersten Teil des Artikels zum Thema Leaky-Gut-Syndrom habe ich zunächst einmal die Funktion der normalen Darmwand dargestellt sowie den klinisch bedeutsamen Zustand dieser Funktionsstörung im anatomischen und physiologischen Sinne. Die Bedeutung der Darmwand, als Schutzwall gegen Fremdpartikel und Gifte aus dem Darminhalt möchte ich nun vertiefen und Erklärungsmodelle für Krankheiten wie multiple Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nähr- und Vitalstoff-Mangel geben. Das Leaky-Gut-Syndrom kann am besten mit Durchlässigkeits-Syndrom übersetzt werden. Durch die nicht intakte Darmbarriere können Giftstoffe, Bakterien, Pilze oder Ähnliches tiefer in die Darmwand eindringen und setzten die dort ansässigen Lymphknotenstationen (MALT, Mucosa associated lymphatic tissue) in maximale Alarmbereitschaft. Die Aufgabe des Immunsystems ist einerseits die direkte Eliminierung von eindringenden Partikeln durch aggressiv agierende weiße Blutkörperchen und andererseits die Vermittlung einer Entzündungskaskade, damit der gesamte Körper für den Ernstfall in Alarmbereitschaft ist. Dies geschieht teilweise durch Zellen des „weißen Blutes“, vielmehr aber durch Botenstoffe wie Hormone, Zytokine und Interleukine (hormonähnliche Moleküle). Hierdurch werden die lokalen Abwehrprozesse in der Darmwand unterstütz und verstärkt. Es leuchtet ein, dass eine dauerhafte Exposition mit Keimen und Giften das Immunsystem überfordert. Im Artikel zum Lymphsystem habe ich deutlich herausgestellt, dass der menschliche Körper mit kurzfristigen Milieu-Veränderungen gut zurecht kommt, denn die überschießenden Reaktionen des Immunsystems werden durch Gegenspieler der Entzündungsbotenstoffe korrigiert. Bleibt allerdings der Auslöser der Entzündungskaskade unbehandelt, können die Selbstregulierungsmaßnahmen nicht greifen. Es kommt zu einer überschießenden Immunreaktion, mit der sich nun der Körper mit allen Mitteln gegen die Eindringlinge wehren möchte. Wie bei einer Impfung, bei der ja auch Fremdpartikel in den Körper eingebracht werden, bildet er Antikörper gegen die Darmwand-Eindringlinge. Bei Bakterien leuchtet ein, dass die Antikörper auf die Zellwandoberfläche der Bakterien gerichtet sind (das Prinzip der Impfung). Bei Toxinen, die ja an sich keine Körper sind, wird dies schon schwieriger. Der Körper bildet Antikörper auf „gut Glück“. Diese Zirkulieren jetzt im Blut und in der Lymphe des gesamten Körpers, denn eine Impfreaktion gibt es nicht für einen Körperteil alleine! Die Bereitschaft zur Allergie ist geboren. Viele allergiegeplagte Menschen können ein Lied davon singen, wenn neue Allergietendenzen oder noch mehr Nahrungsmittelunverträglichkeiten hinzukommen. Die „Löchrigkeit“ der Darmwand sorgt dann dafür, dass bisher gut verträgliche Nahrungsmittel mit dem provozierten Lymphsystem reagieren und Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfälle und Kreislaufprobleme erzeugen. Die Blähungstendenzen, die häufig angeführt werden, sprechen eher für die Dysbiose, da die normalen Verdaungsvorgänge und Säuerungen des Speisebreis durch Gährungen ersetzt werden.

Da die Schleimhäute an den Augen, des Nasen-Rachenraums und der unteren Atemwege im Prinzip genau so aufgebaut sind wie im Magen-Darm-Trakt, sind die Immuninformationen auch an das dortige, wandständige Immunsystem weitergeleitet worden, wodurch sich die Allergie-Symptome vor Ort triggern lassen. Tränen der Augen, der Nase, Jucken, Husten, Zuschwellen der Schleimhäute (auch beim Asthma) sind Zeichen der Entzündungsreaktion und der Versuch der Reinigung. Wie bei jeder lokal ablaufenden Entzündung kommt es auch im Magen-Darm-Trakt zu Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe. Im Konkreten also zu Schwellung der Darmwand. Hierdurch wird der Passage-Weg für Nährstoffe und Vitalstoffe verlängert und der Transport durch zellwandständige Transportmoleküle erschwert. Wir erinnern uns, dass zusätzlich die Darmflora ungünstig ist und uns im Idealfall durch die richtigen Lakto- und Bifidus-Bakterien bei der Verdauung zugearbeitet wird. Ein Dilemma, denn wir können dann trotz ausreichend in der Nahrung zur Verfügung stehenden Vitalstoffen wie Spurenelemente und Vitaminen in eine massive Minderversorgung geraten. Jede längere Stress-Situation im Körper führt zu einem Verbrauch dieser so lebenswichtigen Substanzen. Zu nennen sind vor allem die B-Vitamine, Folsäure, Vitamin-C, sowie Spurenelemente wie Zink, Selen, Mangan und ähnliche. Es leuchtet ein, dass von außen zugeführte Vitamine und Spurenelemente in Tabletten und Saft-Form an der Darmwand-Situation scheitern. Hier helfen auch keine orthomolekularen Zubereitungen, solange die Funktionsstörung der Darmwand nicht behoben ist.

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